Zum Inhalt der Seite gehen


Der Wolf und die Sieben Geißlein ist ja ein sehr bekanntes Märchen der Gebrüder Grimm.

Aber die Gebrüder Grimm haben noch mehr "Der Wolf und..."-Märchen damals gesammelt. Eines davon ist

grimmstories.com/de/grimm_maer…

Ich bin unlängst darauf in einem Sammelband gestoßen.

Und das, was mir beim (Vor)Lesen aufgefallen ist, was ich auch gleich mit meinem Kind auch besprochen habe ist folgendes:

Zuerst kam ein alter abgedankter Soldat. "Ist das ein Mensch?" fragte der Wolf. "Nein," antwortete der Fuchs, "das ist einer gewesen." Danach kam ein kleiner Knabe, der zur Schule wollte. "Ist das ein Mensch?" - "Nein, das will erst einer werden." Endlich kam der Jäger, die Doppelflinte auf dem Rücken und den Hirschfänger an der Seite. Sprach der Fuchs zum Wolf: "Siehst du, dort kommt ein Mensch..."

Es ist nämlich das Bild "Was ist ein Mensch" aus der damaligen Zeit. Ein Mensch ist nur ein "produktives Mitglied der Gesellschaft"... die anderen sind keine Menschen.
Ja ich weiß... Märchen... Tiere wie sie Menschen wahrnehmen... aber die Märchen sind ja ein Abbild der damaligen Gesellschaften und Weltbilder.

Und wenn man sich Diskussionen um Sozialfürsorge, die Finanzierung von Schulen und Kindergärten, Umgang mit Arbeitslosen, Flüchtlingen und das auch noch im Zusammenhang mit Menschenrechten usw. ansieht, den Leuten GUT zuhört... So kann man schon draufkommen, dass dieses Menschenbild nach wie vor für einen guten Teil der Bevölkerung zutrifft.
Mensch mit allen Rechten ist nur, wer fleißig arbeitet. Alle anderen haben ihr Recht auf Menschenwürde und Fürsorge verwirkt und müssen froh sein, wenn sie Almosen bekommen.

Das Verschwinden der Solidargemeinschaft, des Sozialstaates und dass es von vielen begrüßt wird, ruht offenbar genau in diesem als veraltet geltenden Weltbild, welches die Gebrüder Grimm damals in ihren Märchen aufgesammelt haben.

teilten dies erneut

Als Antwort auf jakob 🇦🇹 ✅

Hm ... ich lese das anders: der alte Mensch ist durch mit seinem Leben, der junge Mensch hat es noch vor sich. Der Jäger ist der Mensch, der des Menschen Wolf ist - absichtliche Wolfs-Nennung hier.

Der Wolf ist zu loyal, um das zu sehen. Der ausgefuchste Fuchs jedoch - der weiß, wovor eins sich hüten muss.

Spannender finde ich jedoch, daß nur Männer Menschen werden ...

Als Antwort auf jakob 🇦🇹 ✅

Das wiederum habe ich weder behauptet noch lässt sich das interpretieren. Junge und alte Menschen sind jedoch nicht mehr des Menschen Wolf. Aus jeweils verschiedenen Gründen, aber das Ergebnis bleibt gleich.
Als Antwort auf Anders von Hadern 🦪

@Anders von Hadern 🦪
Ja es gibt verschiedene Interpretationen.
Für mich ist jedoch jene am spannendsten, die mit dem grundsätzlich vermittelten Menschenbild daherkommt.
Denn dieses Menschenbild wird auch heute noch so empfunden... wie ich in meiner Ausführung oben schon schrieb...

Hört man den Leuten so zu, finden es durchaus viele gut, wenn Menschenrechte nur für "brave, fleissige, und anständige Inländer" gelten würden... und wenn man sich ansieht wofür manche Gruppierungen gerne Geld ausgeben, und wofür nicht... sieht man auch die Tendenzen, dass Geld für Arme, Alte, Kinder, Auszubildende, Flüchtlinge, Kranke nicht gerne ausgegeben wird... was sich wiederum mit dem ersten Teil deckt...

Und das finde ich persönlich auch in der Formulierung des Märchens wieder.

Als Antwort auf jakob 🇦🇹 ✅

Ja, genau, das schriebst du und ich habe es beim ersten Mal verstanden 🙂

Ich wollte nicht darum streiten, wer nun Recht hat, allerdings deiner Interpretation meiner Interpretation widersprechen.

Der Wolf ist des Menschen Wolf ist lediglich eine weitere Erzählung bzw Verdichtung, die übrigens auch deine Lesart enthält.

Ich wollte lediglich ergänzen ;-)

Diese Webseite verwendet Cookies zur Erkennung von wiederkehrenden Besuchern und eingeloggten Nutzern. Durch die weitere Benutzung der Webseite akzeptierst du die Verwendung der Cookies.